Evaluation eines multimodalen Konzeptes zur Förderung von AD(H)S-Schülern in der Primarstufe
Autori
Viac o knihe
In der vorliegenden Pilotstudie wird mit Hilfe von qualitativen sowie quantitativen Forschungsmethoden ein Konzept zur gezielten Förderung von Schülern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung an einer Regelgrundschule untersucht. Diesem Konzept liegen drei grundlegende Elemente zugrunde: Ein sogenannter AD(H)S-Schulkoordinator schult sowohl Lehrer als auch Eltern über Möglichkeiten des pädagogischen Umgangs mit AD(H)S-Schülern nach einem AD(H)S-Lehrer-Schulungsprogramm. Der AD(H)S-Koordinator, in seiner Funktion als Vermittler und Ansprechpartner, begleitet eine verstärkte Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern sowie ggf. Therapeut und erteilt des Weiteren einen, nach Absprache mit den jeweiligen Klassenlehrern, gezielten Förderunterricht, welchen die als AD(H)S-diagnostizierten Schüler besuchen. In der vorliegenden Erhebung soll einerseits geklärt werden, wie die beteiligten Lehrkräfte - individuell betrachtet - die Praktikabilität und den Nutzen des Konzeptes beurteilen. Andererseits ist von Interesse, ob das Schulkonzept in der Wahrnehmung der am Projekt beteiligten fünf Erhebungsgruppen eine positive Verhaltensveränderung der Leitsymptome Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität sowie Impulsivität bei den an der Untersuchung teilnehmenden AD(H)S-Schülern - gesamt betrachtet - bewirkt und wie sich die an der Studie teilnehmenden zwölf AD(H)S-Schüler - individuell betrachtet - über den gesamten Erhebungszeitraum gesehen aus der Sicht der Lehrkräfte entwickeln. An der Studie nehmen sechs Primarschullehrkräfte, ein Therapeut und zwölf als AD(H)S-betroffene diagnostizierte Grundschüler im Alter von sechs bis elf sowie deren Eltern teil. Der Erhebungszeitraum ist das Schuljahr 2001/2002. Mit Hilfe von problemzentrierten Interviews wird ermittelt, dass die beteiligten Lehrkräfte trotz eines erhöhten beruflichen Aufwandes das AD(H)S-Schulkonzept als gewinnbringend und unterstützend in ihrem schulischen Alltag erleben. Die Lehrer schätzen sich im Umgang mit denen von ihnen betreuten AD(H)S-Schülern kompetenter ein und können den Verhaltensauffälligkeiten dieser Schüler mit mehr Akzeptanz begegnen. Des Weiteren kann anhand einer Beobachtungsbogen-Erhebung ermittelt werden, dass die an der Studie teilnehmenden AD(H)S-Schüler gesamt und, mit geringen Ausnahmen, individuell betrachtet signifikante Verringerungen der Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Somit kann abschließend festgehalten werden, dass durch die im Rahmen des AD(H)S-Schulkonzeptes durchgeführten Maßnahmen einerseits eine verbesserte Kompetenz der Lehrkräfte im Umgang mit AD(H)S-Schülern bewirkt wird und andererseits die Verhaltensauffälligkeiten der teilnehmenden von AD(H)S betroffenen Grundschüler verringert werden. Grundlegend hierfür ist neben einem Erwerb von Basiswissen über das Störungsbild AD(H)S und möglichen pädagogischen Strategien während des Unterrichts mit diagnostizierten Schülern eine vertrauensvolle, enge Zusammenarbeit zwischen allen mit einem AD(H)S-Schüler betrauten Personen.