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Dr. Eduard Reiss

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Eine Hommage für Dr. Eduard Reiss Die Lebensdaten von Dr. Eduard Reiss (1850-1907) markieren Ecksteine der höchsten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Blüte des Habsburgerreiches. Zugleich versinnbildlichten diese Jahre auch das „goldene Zeitalter“ von Czernowitz. Aus der historischen Perspektive gesehen, war diese Periode die produktivste und glücklichste Zeit in der Geschichte der Stadt. Es waren die Gründerjahre, in denen man alle wichtigsten Elemente ihrer Infrastruktur gestiftet hatte. Im März 1849 wurde im Wiener Parlament eine neue Verfassung verabschiedet, die den Juden in der gesamten Monarchie die gleichen Rechte verlieh. … Fünfzehn Jahre später wurde die Bukowina zum Kronland erhoben, und Czernowitz erhielt den Status einer Landeshauptstadt. Schlag auf Schlag schossen hier wie Pilze nach dem Regen neue Gebäude aus dem Boden, Institutionen und Vereine wurden gegründet, Anlagen hergerichtet. 1866 wurde die Eisenbahnstrecke Lemberg-Czernowitz in Betrieb genommen, 1873 das imposante Rathaus (S. 10) am Ringplatz errichtet, 1875 die Universität „Francisco Josephina“ eröffnet und der große Israelitische Tempel im Stadtzentrum (S. 76) eingeweiht. Dies alles geschah buchstäblich vor den Augen des jungen Eduard Reiss, der, obwohl schon im nordgalizischen Zaloze geboren, bereits als sechsjähriger in die bukowinische Hauptstadt kam, um dann hier, abgesehen von einigen Studienjahren in Wien, sein ganzes Leben zu verbringen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und insbesondere gegen sein Ende war Czernowitz alles andere als ein ruhiges Nest. Es wimmelte hier an Ideen, Einfallen und einem kaum bezähmbaren Veränderungsdrang. Obwohl schon in manchen neueren Publikationen diese Stadt als eine „pädagogische Strafkolonie“ und „das österreichische Sibirien“ bezeichnet wird, sind solche Charakteristiken eher skeptisch denn ernst zu nehmen. Jedenfalls betrachteten die Offiziere, die man aus den dumpfen galizischen Garnisonen nach Czernowitz versetzte, als ein besonderes Glück, hier ihren Dienst machen zu dürfen. Viele Staatsbeamte, die hierher von den anderen Orten der Monarchie geschickt wurden, verließen die Stadt mit Tränen in den Augen, wenn es darum ging, die notwendige „amtliche Rotation“ durchzuführen. …. Nach dem Tod von Dr. Reiss am 27. April 1907 wurde er auf dem jüdischen Friedhof von Czernowitz gleich hinter der einst imposanten und heute total vernachlässigten Leichenhalle in der Nähe der Grabstätten des Oberrabbiners Dr. Lazar Igel und des langjährigen Präsidenten der jüdischen Kultusgemeinde, des Landtag- und Reichsratsabgeordneten Dr. Benno Straucher beigesetzt. Über seinem Grab hatte man auf Kosten der jüdischen Gemeinde eine kunstvolle kleine Kapelle aus Metall errichtet, mit einern Davidstern gekrönt, auf der in feinen lateinischen Lettern zu lesen war: „Dr. Eduard Reiss - Bürgermeister“. In fast 100 Jahren, die seitdem verstrichen sind, verrostete die metallische Konstruktion bis in die letzten Ecken, sodass der Name allmählich unleserlich wurde und dann endgültig verschwand. Und so schmückt heute dieses Grab nur noch ein einziges Wort: „Bürgermeister“ (S. 75). Hier hat sich die Paraphrase verselbstständigt und ist nahezu absolut geworden. Man muss sie aus dieser absoluten Anonymität herausholen. Mit der vorliegenden Abhandlung über den ersten jüdischen Bürgermeister von Czernowitz, die auf gründlichen, tiefschürfenden Recherchen fußt, macht die Verfasserin Franka Kühn die Spur dieses Namens wieder sichtbar. Czernowitz/Cernivci, im November 2003

Parametre

ISBN
9783896498915
Vydavateľstvo
Hartung-Gorre

Kategórie

Variant knihy

2004, mäkká

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