"... zwecks Unfruchtbarmachung"
Autori
Viac o knihe
Es waren nicht erst die Nationalsozialisten, die unter dem Unwort „Rassenhygiene“ die Fortpflanzung behinderter Menschen verhindern wollten. Bereits im 19. Jahrhundert bereiteten Wissenschaftler, wie der Arzt Alfred Ploetz, mit ihren Theorien den Boden für eine negative Eugenik. Die Nazis setzten diese Gedanken dann im Juli 1933 mit ihrem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in die Tat um. Auch in katholischen Einrichtungen wurden in der Folge Tausende von Behinderten zwangssterilisiert. Der Historiker Hans-Joachim Losch zeichnet in seinem Buch am Beispiel der Erziehungsanstalt Heiligenbronn im Schwarzwald nach, wie die katholische Kirche und der Superior der Einrichtung lange Zeit Widerstand gegen die angeordneten Unfruchtbarmachungen leisteten, sich letztlich jedoch dem Druck der Machthaber beugen mussten. Während einige Kreise der evangelischen Kirche sich bereitwillig von den Nazis zu den massenhaften Sterilisationen instrumentalisieren ließ, rief die katholische Seite auf der Grundlage einer Enzyklika des Papstes Pius XI. ihre Mitglieder zum Ungehorsam gegen die Weisungen der sogenannten Erbgesundheitsgerichte auf. Mit einer Vielzahl von historischen Dokumenten, Bildern und Fallbeispielen erhellt Losch ein dunkles Kapitel der NS-Zeit anhand der Behinderteneinrichtung des Klosters Heiligenbronn, die heute zur Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn gehört. Diese Forschungsarbeit steht exemplarisch für das Vorgehen der Nationalsozialisten gegen viele ähnliche Einrichtungen.