Das inszenierte Medienereignis
Autori
Viac o knihe
Das Saalpublikum ist nur eine Requisite. Wenn die Medien über ein Ereignis berichten, dann bekommt dieses einen spezifischen Wirklichkeitscharakter. Dies gilt insbesondere dann, wenn das Fernsehen ein Event selbst organisiert, um dieses live zu übertragen. Das Ereignis wird so inszeniert, dass es auf dem Bildschirm gut rüberkommt. Bei der Übertragung wird es fernsehtechnisch wiederum so konstruiert, dass es eine besondere Bildkraft entfalten soll. Diese Inszenierungs- und Konstruktionsprozesse geschehen nicht in einem sozialen Vakuum, andere beteiligte Akteure (Künstler, PR) versuchen, diese zu beeinflussen. So entsteht letztlich ein sehr artifizielles Event. Diese Inszenierungs-, Konstruktions- und Interaktionsprozesse werden am Beispiel der deutschen Vorentscheidung zum European Song Contest 2001 in Hannover mit einer innovativen Mehrmethodenstudie untersucht. Dabei wird die Rolle mediengenerierter Erwartungen herausgearbeitet. Deutlich werden die charakteristischen Unterschiede zwischen dem Saal- und dem Bildschirmereignis. So werden etwa die Publikumsreaktionen dramatisch transformiert. Reagiert das Publikum in der Halle sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Künstler, so bleibt davon vor dem Bildschirm nur wenig zu spüren. Die Unterschiede im Applaus werden in erheblichem Maße reduziert. Aus einer Verlaufskurve, die einer zerklüfteten Gebirgslandschaft gleicht, wird eine gedämpfte Sinusschwingung von geradezu beeindruckender Monotonie.