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Die Planungszelle in Theorie und Anwendung

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Als im Jahre 1972 in Schwelm aus der Einwohnermeldekartei 25 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger von einem Tagungsleiterteam begrüßt wurden, um sich zwei Tage lang über die Müllentsorgung in ihrer Stadt zu informieren und über eine geeignete Neuordnung nachzudenken, war damit die Umsetzung einer Idee eingeleitet, die der Wuppertaler Soziologe Peter C. Dienel entwickelt hatte. Ihm schwebte vor, in einem geordneten Verfahren die Bürger in Planungsprozesse einzubeziehen, deren Sachverstand zu nutzen und damit die Diskussion der Experten und Politiker zu erweitern. Planungsvorhaben sollten auf diese Weise optimiert und gleichzeitig ein Demokratisierungsprozeß eingeleitet werden. Das Bürgerbeteiligungsverfahren „Planungszelle“ - eine eher merkwürdige Bezeichnung, die bei einigen Beobachtern aus der Szene der Bürgerinitiativbewegung die Assoziation an eine Gefängniszelle wachrief - war mit diesem Ereignis aus der Taufe gehoben. Diese neuartige Form der Bürgerbeteiligung hat seit dieser Zeit zahlreiche Bewährungsproben bestanden. Mehrere tausend Frauen und Männer in der Bundesrepublik Deutschland haben bis heute in mehrtägigen Planungszellenläufen an politischen und planerischen Entscheidungen mitgewirkt. Diese Menschen haben ihre unterschiedlichen Meinungen und Ansichten in der Planungszelle kontrovers diskutiert, Konfliktlösungen erarbeitet und letztlich im Konsens Entscheidungsvorschläge entwickelt, die nachfolgend etwa bei Fragen zur Abfallentsorgung, Stadtplanung, Bebauungsplanung, Verkehrsplanung, Energieversorgung oder auch der Einführung und Problematisierung neuer Technologien in konkreten Planungsvorhaben oder bei politischen Entscheidungen berücksichtigt worden sind. Angesichts des wachsenden Bedürfnisses der Menschen in unserem Gemeinwesen und damit auch angesichts einer wachsenden politischen Notwendigkeit, den einzelnen bei planerischen und politischen Entscheidungen stärker einzubeziehen, gerät gegenwärtig das Bürgerbeteiligungsver-fahren Planungszelle immer stärker in ein öffentliches Interesse. Im nachfolgenden wird dieses Beteiligungsverfahren vorgestellt, seine spezifischen Merkmale werden herausgearbeitet und die Schritte zur Vorbereitung und Durchführung von Planungszellenläufen aufgezeigt. Vier skizzierte Beispiele sollen die Arbeitsweise in der Planungszelle und deren Wirkungsweise verdeutlichen. Am Schluß stehen Überlegungen zu den Möglichkeiten, Grenzen des Beteiligungsverfahrens und zu Chancen einer Demokratisierung unserer Gesellschaft.

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1999

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