Massenerwerbslosigkeit, Reform der Sozialpolitik und die gesundheitlichen Folgen ; die Ärztebefragung des Reichstagsabgeordneten Dr. Julius Moses aus dem Krisenjahr 1931
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In den letzten Jahren der Weimarer Republik wurde Deutschland von einer weltweiten Wirtschaftskrise erfaßt. Die Produktion brach teilweise zusammen, die Staatsfinanzen waren zerrüttet und die wechselnden Regierungen setzten eine rigide deflationistische Wirtschaftspolitik zunehmend ohne parlamentarische Zustimmung durch. Die explodierenden Arbeitslosenzahlen, aber auch die sozial- und gesundheitspolitischen Reformmaßnahmen der Reichsregierungen bewirkten einen schrittweisen Abbau der materiellen Absicherung der Erwerbslosen und verschlechterten die allgemeine medizinische Versorgungslage der Bevölkerung. Kritische Beobachter fürchteten um den Gesundheitszustand der Erwerbslosen, ihrer Familien und der unter wachsenden Leistungsdruck geratenen Erwerbstätigen. Einer dieser Zeitgenossen war der Arzt und Reichstagsabgeordnete Julius Moses, der im Jahr 1931 prominente Ärzte zu den Folgen der Arbeitslosigkeit für die „Volksgesundheit“ befragte. Anhand dieser Denkschrift diskutiert die Studie die Sozial- und Gesundheitspolitik der letzten Weimarer Jahre und die Auswirkungen der Erwerbslosigkeit auf Lebensstandard und Gesundheitssituation der Bevölkerung. Mehr noch als offizielle Statistiken zeichnen zahlreiche zeitgenössische Berichte über Armut, Obdachlosigkeit, Hunger und Krankheit ein Bild weitverbreiteten sozialen Abstiegs in der Wirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre, das bei der Bewertung der Reformmaßnahmen nicht vergessen werden sollte. Die Autorin, geb. 1973, studierte Mittlere und Neuere Geschichte, Politikwissenschaft und Semitistik in Heidelberg und London, 1998 Magisterabschluß an der Universität Heidelberg. Sie ist tätig am Graduiertenkolleg „Die Zukunft des Europäischen Sozialmodells“ an der Universität Göttingen und arbeitet an ihrer Dissertation.