Die Transformation des russischen Wirtschaftssystems
Autori
Viac o knihe
Diese Arbeit liefert einen Beitrag zur genaueren Analyse des institutionellen Wandels bei der Einführung von marktwirtschaftlichen Systemen sowie einen Vorschlag für den Ablauf wirtschaftspolitischer Beratung in diesem Feld. Ausgehend von methodologischen Überlegungen zu postmodernen Wissenschaftstheorien werden Anforderungen an die zu entwickelnde Theorie herausgearbeitet, die die Herstellung einer gemeinsamen Problemsicht mit den zu analysierenden Gesellschaften, die Berücksichtigung ökonomisch relevanter kulturspezifischer Faktoren und die Einbeziehung individueller und gesellschaftlicher Wertesysteme in die Untersuchung verlangen. So werden die Transformationsprozesse als umfassender Prozess institutionellen Wandels in allen gesellschaftlichen Teilbereichen charakterisiert und ein Raster entwickelt, welches die Beschreibung von Institutionen nach ihren Funktionen im Wirtschaftsprozess erlaubt. Dies ermöglicht den Ausbau bestehender Ansätze zu einer erweiterten Theorie institutionellen Wandels. Die daraus abgeleiteten Handlungsschritte zum Gestalten neuer oder zur Veränderung bestehender Institutionen erlauben den wirtschaftspolitischen Akteuren (Beratern und Politikern) die Berücksichtigung kulturspezifischer Faktoren und zeigen Möglichkeiten und Grenzen bei der Veränderung jener Faktoren auf, die die Transformation zur Marktwirtschaft behindern können. Die neu entwickelten Analysesysteme werden schließlich zur Erklärung der Prozesse im Systemwandel in Russland verwendet. Die wesentlichen institutionellen Unterschiede marktwirtschaftlicher und planwirtschaftlicher Systeme werden mit dem entwickelten Raster beschrieben, unter anderem um die Ausgangssituation und einen möglichen Endzustand der Transformationsprozesse zu verdeutlichen. Es werden Elemente des gesellschaftlichen Wertesystems ermittelt, die Einfluss auf den institutionellen Wandel in Russland besitzen. Mit Hilfe der erweiterten Theorie institutionellen Wandels werden sowohl das lange Beharrungsvermögen des planwirtschaftlichen Systems als auch der schnelle Zusammenbruch der Sowjetunion nach der Einführung von Glasnost und Perestroika erklärt. Weiterhin lassen sich mit dem Ansatz Einschätzungen über die Erfolgsaussichten der Transformation in Russland ableiten und einige Empfehlungen für die weitere Gestaltung der Prozesse geben. Detailliert wird der Privatisierungsprozess untersucht, der bis jetzt die nach den herkömmlichen Theorien erwartete Freisetzung unternehmerischer Initiative und Einführung neuer Technologien sowie die schnelle Umstrukturierung der russischen Wirtschaft nicht bewirken konnte. Die aus den Überlegungen abgeleiteten Schlussfolgerungen können der Wirtschaftspolitik Ansatzpunkte im weitesten Sinn zur Verbesserung der Erfolgschancen bei der Einführung marktwirtschaftlicher Systeme liefern.