Die Fiktionalität des höfischen Romans um 1200
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Das Auftreten höfischer Versromane im deutschen Hochmittelalter fasziniert unvermindert: Die nach den altfranzösischen Vorbildern Chrétiens de Troyes entstandenen Werke eines Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg und Wolfram von Eschenbach markieren in der europäischen Literatur einen epochalen Neuansatz, der sich am besten über den Begriff „Fiktionalität“ erfassen läßt. Die Studie bemüht sich um eine systematische Bestimmung von Fiktionalität, die die höfischen Romane aus ihrem literarischen Selbstverständnis und das literaturtheoretische Reflexionsniveau der Zeit auf jenen Begriff bringt, der im Mittelalter selbst nicht zur Verfügung steht. Die jetzt vorliegende Neuerscheinung ist in drei Teile gegliedert. Teil I erstellt mit Hilfe der Ergebnisse der modernen – von Walter Haug initiierten – Debatte einem vor allem an der Sprechakttheorie orientierten Kriterienkatalog von Fiktionalität. Teil II weist eine lateinische, theologisch geprägte Literaturtheorie im Hochmittelalter auf, die den zeitgenössischen Autoren und Rezipienten ein Fiktionalitätsverständnis ermöglichte. Die Einzelanalyse der Romane in Teil III ergibt, daß die Autoren Verstehensvoraussetzungen artikulieren, die an die formalen Merkmale der lateinischen Literaturtheorie anknüpfen. Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, daß der volkssprachige höfische Roman seinem theoretischen Verständnis nach als fiktional zu bezeichnen und ungeachtet seiner Eigenleistung nicht unabhängig von der lateinischen Poetiktradition zu denken ist.